Nachhaltige Wassernutzung und Bewässerung
Beauftragter für Bürokratieabbau besichtigt Brauchwasseraufbereitungsanlage in Biebesheim (Hessen)
19.06.2023
Angesichts der weitreichenden Bedeutung des Themas Bewässerung und ausgehend vom Praxis-Check Bewässerung im September letzten Jahres in Haidlfing hat der Beauftragte für Bürokratieabbau MdL Walter Nussel Betriebsinhaber und Vertreter der landwirtschaftlichen Verwaltung zu einer Exkursion nach Biebesheim in Hessen eingeladen, um Inspirationen und Lösungsansätze zur nachhaltigen Wassernutzung in Bayern zu sammeln – insbesondere Lösungsansätze, die nicht zulasten der landwirtschaftlichen Bewässerung und damit der Grundversorgung der Menschen gehen.
Bei dem Besuch hat Herr MdL Walter Nussel detaillierte Einblicke in die Verbandsstrukturen des Wasserverbands Hessisches Ried (WHR) und des Beregnungsverband Hessisches Ried (WHR-Beregnung) gewinnen können und die Rheinwasseraufbereitungsanlage Biebesheim besichtigt, in der Oberflächenwasser zu Brauchwasser von hoher Qualität aufbereitet wird. Das Brauchwasser wird für die Grundwasseranreicherung verwendet sowie für die landwirtschaftliche Beregnung bereitgestellt (siehe Video).
Das Hessische Ried erstreckt sich über eine Länge von 60 km und eine Breite von 15 bis 20 km. Der natürliche Wasserspeicher im Untergrund des Hessischen Rieds ist das größte Grundwasservorkommen Hessens. Im Hessischen Ried stehen von insgesamt 45.000 landwirtschaftlicher Nutzfläche 33.000 ha unter Bewässerung, überwiegend Sonderkulturen und Frühkartoffeln. Die Böden haben im Durchschnitt teilweise nur 18 Bodenpunkte und daher eine geringe Wasserhaltefähigkeit. Die Beregnungsmengen liegen zwischen 100 und 600 mm/Jahr.
1979 wurde der Wasserverband Hessisches Ried (WHR) gegründet. Im Verbandsgebiet sind rund 6.000 Hektar (60 Quadratkilometer) landwirtschaftlich genutzter Fläche durch den Beregnungsverband Hessisches Ried (WHR-Beregnung) erschlossen. 1989 wurde die Rheinwasseraufbereitungsanlage Biebesheim in Betrieb genommen.
Wesentliche Erkenntnisse aus diesem Besuch waren:
- Durch die Entnahme und Aufbereitung von Oberflächenwasser wird für die landwirtschaftliche Bewässerung/Beregnung kein Grundwasser benötigt.
- Der Grundwasserkörper wird durch die Grundwasseranreicherung gestärkt. Zudem werden durch die Infiltration stoffspezifisch Verdünnungseffekte im Grundwasser erzielt, wodurch sich der Grundwasserzustand verbessert.
- Die Grundwasseranreicherung erfolgt, wenn das Oberflächengewässer ausreichend Wasser führt. Die Aufbereitung und Infiltration kann je nach Wasserpegel des Oberflächengewässers auch ausgesetzt werden.
„Wir brauchen für die Grundversorgung der Bevölkerung sowohl Trinkwasser als auch Wasser für die Nahrungs- und Getränkeproduktion. Deshalb müssen wir solche Möglichkeiten der Brauchwasseraufbereitung wie hier in Biebesheim prüfen und den Austausch darüber anstoßen, an welchen Flüssen in Bayern eine solche Aufbereitungsanlage möglich wäre und Sinn machen würde.“, so das Fazit von MdL Walter Nussel.